regionale Beschaffung
Wie das Andengetreide auf norddeutsche Äcker kam
Quinoa aus Norddeutschland
Ursprünglich aus Südamerika
Quinoa ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Der „Reis der Inkas“ war lange Zeit Hauptnahrungsmittel in Südamerika – bis die spanischen Eroberer kamen und den Quinoa-Anbau unter Todesstrafe stellten. Sie besiegelten damit den zwischenzeitlichen Untergang der einheimischen Volksnahrung und läuteten den Siegeszug europäischer Getreidearten in Südamerika ein.
Inzwischen hat Quinoa wieder an Bedeutung für die Ernährung und Landwirtschaft in Südamerika gewonnen – vor allem weil in Europa eine große Nachfrage nach diesem „Superfood“ entstanden ist. In Südamerika hat die Veränderung europäischer Ernährungsgewohnheiten also Auswirkungen auf den Anbau und Verkauf von Quinoa. In den letzten Jahren hat der Hype um das Pseudogetreide außerdem zu einem starken Preisanstieg geführt. Für die Landwirtinnen und Landwirte in den Ursprungsländern ist das – vorausgesetzt sie werden im fairen Handel an den gestiegenen Preisen beteiligt – eine erfreuliche Sache. Doch der Boom hat auch seine Schattenseiten: In Südamerika hat Quinoa mittlerweile seinen Status als Grundnahrungsmittel für die ärmere Bevölkerung verloren. Für sie ist ihre ehemalige Alltagsnahrung mittlerweile zu teuer geworden.
Eine Idee nimmt Form an
Unser Wunsch nach mehr Vielfalt auf den Äckern und mehr Regionalität in unseren Produkten aber auch die missliche Entwicklung im Ursprungsland hat uns vor einigen Jahren mit vier experimentierfreudigen Landwirten aus der Region und einem Saatgutproduzenten zusammengebracht.
Einer der Landwirte, die von Anfang an die Idee von regionalem Quinoa mitgetragen haben, ist Olaf Wilkens:
„Ich arbeite über den Verein Öko-Korn-Nord, bei dem ich auch im Vorstand bin, schon seit 18 Jahren mit der Bohlsener Mühle zusammen. Ich war auf der Suche nach einer neuen Anbauidee, etwas, das hier gut wächst und das sich auch gut vermarkten lässt. Da bin ich auf Quinoa gestoßen. Meine Frau kannte Quinoa schon aus der Verarbeitung in der Küche und war von der Idee gleich begeistert. So habe ich im ersten Jahr versuchsweise einen Hektar angebaut und bin mit der Ernte auf die Bohlsener Mühle zugegangen. Dort hatte sich parallel auch schon mein Saatgutproduzent gemeldet. Die Idee Quinoa bei uns anzubauen hat also von mehreren Seiten Gestalt angenommen. Wir haben dann gemeinsam überlegt, welche Menge Quinoa für die Bohlsener Mühle zur Vermarktung für den Anfang realistisch ist und sind auf 20 Tonnen gekommen, für die wir eine Anbaufläche von etwa 20 Hektar benötigen. Ich selber habe dann 3,5 Hektar übernommen, den Rest haben wir auf Kollegen in Norddeutschland aufgeteilt.“
Vielfalt auf dem Acker
Genauso wie die hier weit verbreitete Kulturpflanze Kartoffel und Mais, kommt Quinoa zwar ursprünglich aus Südamerika, doch ihre Robustheit und Anspruchslosigkeit lässt die als Reismelde bezeichnete Pflanze in Norddeutschland gut wachsen. Sie kommt mit geringen Mindesttemperaturen zurecht, ist frosttolerant, benötigt nur wenig Niederschlag und kann auf nährstoffarmen, steinigen und sandigen Böden gedeihen. Ideale Eigenschaften für den Anbau im Norden Deutschlands.
„Bisher haben wir versucht die Melde – genauso wie Quinoa ein Gänsefußgewächs – auf unseren Böden als Unkraut zu verhindern. Jetzt haben wir mit Quinoa eine Frucht, die wir sogar nutzen können und die gleichzeitig unsere Fruchtfolge erweitert.“
Reiner Bohnhorst, einer der drei Landwirte in dem Quinoa-Projekt
Und genau deshalb bauen Reiner Bohnhorst, Olaf Wilkens sowie Jonas Schulze-Niehoff, unterstützt von einem Saatgutexperten, Quinoa in unserer Region an. Und bereichern damit die Fruchtfolge auf ihren Äckern jedes Jahr auf das Neue.